Actiontipps: Abenteuer vor der Haustüre
Quads, Segways, E-Bikes, Fliegen und Lamatrekking
Mir kribbelt es noch immer in den Fingern. Drei Stunden war ich auf einem Quad unterwegs, zum ersten Mal. Die fünf anderen in der Gruppe hatten da leichte Vorteile, Daniel, 22, und Vater Guido, 40, aus Hürth kannten die Spassmobile schon vom Strand in Fuerteventura, Arkadius, 27, aus Radevormwald hatte seine erste Begegung mit den kleinen Geländeteufeln in Djerba. Doch das Bergische war auch für sie ein neuer Schwierigkeitsgrad. „Die Kurven und das ständige Rauf und Runter sind ganz was anderes als am Strand lang zu fahren“, gibt Guido beeindruckt zu.
Ganz meine Meinung. Bevor ich mich zum ersten Mal auf den Bock setzte, dachte ich noch, jetzt geht es ab ins Gelände. Wozu hat man schließlich den Allradantrieb unterm Hintern. Doch schon bei der Einweisung zieht mir der Trainer diesen Zahn. In Deutschland gilt die „Straßenbenutzungspflicht“. Ganz im Gegensatz zu den USA, dort dürfen Quads nicht auf die Straße sondern müssen im Gelände fahren. Verrückte Beamtenwelt der StVO und glücklich, wer ein bischen Wald sein eigen nennt oder wohlgesinnte Bauern mit Wald und Wiesen in der Nachbarschaft hat.
Aber ganz unabhängig davon: Bergische Serpentinen haben ihren eigenen Reiz. Und so ein Quad will erst einmal gemeistert werden. Deswegen machen Frank Schwind, 44, und Andre Wendrock, 38, vom Bergisch Gladbacher Quadrent RheinBerg vor jeder Tour erst einmal etwas Theorie und üben mit den Tourteilnehmern Slalomfahren auf dem Parkplatz von Radio Berg. Die Grundregeln sind einfach: Weit vorne sitzen, Fuss neben der Bremse, Daumen am Gas und in Kurven das Gewicht in Fahrtrichtung verlagern. Im kleinen Pylonenparcours gewinnen wir schnell einen Eindruck vom Fahrverhalten. Die Angst, das Quad kippte in zu engen Kurven einfach um, lässt nach.
Nach 35 Minuten haben wir unsere Fahrprüfung bestanden und los geht‘s. Die nächsten drei Stunden sind wir auf uns gestellt. Zwar fahren wir in Kolonne, doch Kurven und Serpentinen fordern unsere ständige Aufmerksamkeit. „Aktives Fahren“ nennt Guide Andre das. Träumen während der Fahrt verboten. Die herrliche Landschaft genießen nicht.
Frank fährt vorneweg. In sein TomTom hat er eine ausgefuchste Route über kleine und kleinste Nebenstraßen eingegeben. Von unserem Startpunkt in Kürten-Bechen geht es am Golfplatz Schloss Georghausen vorbei Richtung Lindlar, dann weiter nach Marienheide, bei Schloss Gimborn den Berg hoch und weiter Richtung Bevertalsperre. Ein Höhepunkt, für uns wie die uns entgegenkommenden Motorradfahrer, sind die Kurven zwischen Halzenberg und Laudenberg. Dass wir die Grenzen der eigenen Fahrkünste behutsam ertasten, dafür sorgen unsere beiden Guides, die uns sechs Teilnehmer begleiten. Nach knapp 100 km Rundtour über Nebenstrecken gibt Andre, im Hauptberuf Dachdecker, noch eine Kostprobe seines Könnens und dreht ein paar Runden auf zwei Rädern: „Da habe ich Jahre für gebraucht, nix für Anfänger,“ sagt er lächelnd.
Wer darf Quads fahren?
Jeder ab 18 Jahre mit Führerschein Klasse B oder 3. Helmpflicht. Wir
empfehlen geführte Quadtouren, Dauer bspw. vier Stunden werden für 100,-
Euro angeboten. 10% Rabatt für Leser des Bergischen Boten bei
Quadrent Rheinberg, 02202-989 90 92 und Quad Oberberg 02264-286 126.
Für Kaufinteressierte: Preiswerte „China“-Quads gibt es zwar im Handel
bereits ab 1.500,- Euro, wer etwas sicheres und geländetaugliches sucht
sollte jedoch mindestens 3000,- Euro investieren.
Das Quadcenter Diederich in Gummersbach bietet mit dem 30 PS starken
Polaris Ranger auch geräuschlose Elektroquads an. Dazu zahlreiches
Zubehör u.a. für Jagd, Golf und Pferdesport.
Segways
„Segway? Nie gehört“, war meine erste Reaktion auf das Angebot, eine Tour auf zwei etwas anderen Rädern mitzufahren. Die Reifen stehen nebeneinander, dazwischen eine Trittfläche, darunter ein Elektromotor. Gaspedal und Bremse Fehlanzeige ,und auch das, was wie eine Lenkstange aussieht, ist eher eine Ablage für die nutzlosen Hände. Wie also fährt das Ding?
Christine und Udo Gottschling von „GL-GoTours“ erklären, wie es geht. Man nehme das, wovon der eine mehr, der andere weniger hat – das eigene Gewicht – und verlagere es. Nach vorn wird‘s schneller, nach hinten langsamer und nach links und rechts wechselt das Segway die Richtung. 20 km/h schafft der Elektromotor, doch bevor wir uns im Segway-Marsch in Bewegung setzen, gibt’s eine theoretische Einführung und ein erstes Rollen mit gedrosseltem Motor im Hinterhof. Dann geht es los. Der Motor brummt leise und wir schlängeln uns durch die Fußgängerzone, Wohngebiet und Wald zu Schloss Lerbach. Der Spaßfaktor hat längst den Unsicherheitsfaktor überholt. Es macht Laune!
Durch den Schlosspark, an der Grube Cox vorbei und durch die Hardt geht es zum Schloss in Bensberg. Ein paar wenige Passanten sehen uns an, als seien wir eine Therapie-Gruppe mit Gehbehinderung, aber die meisten lächeln und grüßen. Wir auch. Ohnehin scheint der Segway-Erfinder das Lächeln des Fahrers in der Konstruktion berücksichtigt zu haben. Dieser ist der US-amerikanische Unternehmer und Erfinder Dean Kamen, der 2001 die Vision hatte, Städte von Autoverkehr und Abgasen zu entlasten. Apple-Chef Steve Jobs nannte das Segway das „Verkehrsmittel der Zukunft.“ Warum es das nicht ist, weiß ich nach der Frage nach dem Preis: 10.000 Euro.
Die ausgefeilte Technologie misst 100 mal pro Sekunde, was mein Gewicht tut, und wie die Bodenbeschaffenheit ist. Ein Wunderwerk der Technik, das gleichzeitig etwas fordert, das der Mensch vor lauter Hebeln und Knöpfen gar nicht mehr gewöhnt ist: Körpergefühl. Gepaart mit Konzentration, ein bisschen Mut und Lockerheit dankt es das Segway mit prompter Reaktion und einer Dosis Selbstbewusstsein. Als Zugabe fährt es zudem auch bergauf in flottem Tempo ohne persönliche Schweißausbrüche hervorzurufen. Nach drei Stunden schweben wir wieder am Ausgangspunkt ein. Mein Segway kommt jetzt an die wohlverdiente Steckdose und ich muss mit dem Auto nach Hause fahren. Im Fußraum finde ich Gaspedal und Bremse. Überaus langweilig!
Wer darf Segway fahren?
Voraussetzungen: Mind. 15 Jahre und Mofaführerschein, 45-110 kg
Körpergewicht. Helmpflicht. Eine dreistündige Tour kostet bei GL-GO
Tours 59,50 Euro, Schnuppertour 39 Euro, Tel: 02202-96 444 54.
GHW Bergisch-Land bietet Touren auf Stundenbasis zu 30 Euro/Std.
Der Indoorparcour in Remscheid nimmt bis 18 Uhr 10 Euro, danach und am
Wochenende 15 Euro Eintritt. Tel: 02191-951 26 06 oder 0175-264
95 37.
E-Bikes
Von der Schiene geht es auf die Trasse. Eine Stunde 20 Minuten fährt die Regionalbahn 25 von Köln bis zur Endstation Marienheide mitten im Oberbergischen. Dort satteln wir auf zwei Räder um. Der Weg ist heute das Ziel - die rund 20 Kilometer auf dem Bergischen Panorama-Radweg nach Hückeswagen. Mindestens.
Die ehemalige Trasse der Wippertalbahn (bis Remscheid-Lennep) ist ein Teilabschnitt des Panorama-Radwegs, der von Olpe über Solingen und Wuppertal bis Hattingen führt. Jedenfalls, wenn er fertig ist. Bisher ist die geteerte Rad- und Spaziergängerroute nur partiell freigegeben. In Marienheide fehlt aber nur noch die Verbindung vom Bahnhof zum Einstieg in die Trasse. Wir finden sie dennoch einigermaßen einfach: vom Bahnhof kommend rechts bis zur Hauptstraße und von dort bis zum Kreisverkehr geradeaus in Richtung Wipperfürth. Die etwas zu klein geratenen Hinweisschilder (Alleenradweg Wasserquintett) muss man erst entdecken. Der Bergische Panorama-Radweg ist Bestandteil der 80 km langen Themenroute Wasserquintett, die als Rundweg dem Lauf der Wipper/Wupper folgt und die fünf Talsperren vernetzt. Die Einheimischen wissen, wo es lang geht.
Ausgestattet mit E-Bikes nehmen wir auf der
abschüssigen Teilstrecke nach Wipperfürth rasch Fahrt auf. Durch die
Trittkraftunterstützung von bis zu 200 Prozent durch den Mittelmotor
zeigt unser Tacho mühelos 25 km/h an. Hückeswagen kommt uns gar nicht
mehr weit vor.
Auf der Trasse geht es direkt unter ein lichtes Blätterdach, zunächst
parallel zum Straßenverlauf. Dann verblasst der Fahrzeuglärm und das
namensgebende Panorama schickt seine Vorboten. Kurze Unterbrechung bei
Ohl: Hier passieren wir einen kühlenden Tunnel. Der Weg führt fast
ausschließlich geradeaus, schnörkellos, wie auf einer Rennstrecke.
E-Biker und Rennradfahrer kommen zweifelsohne am schnellsten voran. Uns
begegnen gemütliche Radler, Inlineskater, Skateboarder, Jogger, Walker
und Spaziergänger, die die ebene Verbindung (100 m Höhenunterschied) für
ihre Zwecke nutzen. Sogar zwei Nonnen radeln an uns vorbei. Wir finden
das cool. Menschen, die auf Fortbewegungshilfen angewiesen sind, können
so ohne Bus oder Auto die anderen Gemeinden erreichen. Die Trasse eignet
sich auch für Kettcars oder ferngesteuerte Autos, zum Beispiel auf den
Bahnsteigen der ehemaligen Haltestellen. Dort behindern sie den
Durchgangsverkehr nicht. Haltebuchten mit Rastmöglichkeiten erinnern bei
der Durchfahrt regelmäßig daran, inne zu halten, um das Panorama zu
genießen.
Das Ortsschild Wipperfürth lässt nicht lange auf sich warten. Wir fahren
über kleine Stahlbogenbrücken über die Wupper, vorbei an der Alten
Drahtzieherei und dem Flugplatz. Direkt neben der Rollbahn gibt es einen
hübschen Biergarten. Schnurstracks gerade endet der Weg schließlich in
der Hückeswagener Innenstadt.
Wir sind kein bisschen erschöpft. Wer sich jemals
auf ein E-Bike geschwungen hat, versteht, dass diese Art von Drahtesel
nach mehr Ausritt verlangt. „Es ist wie eine Droge, sobald man einmal
darauf saß“, sagt Jörg Prumbaum, der E-Bikes jeder Größe vermietet. Er
rät vor allem zu Modellen von „Flyer“ (ab 1990 Euro). „Da hat man fünf
Jahre Garantie auf Motor und Elektronik.“ Mithilfe des 16 AH-Akkus
entscheiden wir uns für eine Weiterfahrt nach Bergisch Born,
Wermelskirchen und Burscheid. Insgesamt sind wir 50 km weit gekommen,
teilweise mit fast 40 km/h. Gute Arbeit E-Bike! Schöne Strecke!
www.panorama-radwege.bahntrassenradeln.de
www.bergisch-hoch-vier.de
Fliegen
Wenn Wind und Wetter stimmen, können Sie sich taufen lassen. Diese Ehre wird jedem neuen Ballonfahrer zuteil. Nur das Wetter muss eben mitspielen: kein Niederschlag, kein Nebel, nicht zu viel Wind. Dann steht einer Ballonfahrt über das Bergische nichts im Wege. Weil die Ballons vom Wind abhängig sind, kann der Fahrer nie genau sagen, wo er landet.
Das Aeronautic Team hat zum Beispiel Startplätze in Waldbröl, Lindlar und Bergisch Gladbach. Nach der Ballonfahrt ist hier stets ein Imbiss am Landeplatz eingeplant, bevor es auf der Straße zurück zum Startpunkt geht. Deshalb sollten vier bis fünf Stunden eingeplant werden. Mindestens eine Stunde davon verbringt man in der Luft. Bis zu zwölf Personen können in einem mittelgroßen Korb mitfahren. Voraussetzung ist lediglich gesundheitliche Fitness. Diese ist sowohl bei einem Fallschirmsprung als auch einem Flug im Segelkunstflugzeug von Nöten.
Die Luftsportvereine in Bergneustadt (Tel: 02261-44615), Radevormwald (Tel: 02195-3383) und Wipperfürth (siehe Kasten) bieten Motor-, Segel- und teilweise Segelkunstflüge für jedermann, in der Regel am Wochenende. Bis zu drei Personen haben zum Beispiel in einem Motorflugzeug Platz. Man hat die Wahl, ob man lieber im Stillen segelt oder die kraftvollen Motorengeräusche um sich haben möchte. Wer Höhenangst hat, sollte Ballonfahren ausprobieren. Angeblich empfinden Betroffene dabei keine Angst. Da man mit dem Wind fliegt, muss man sich zudem nicht sonderlich geschützter kleiden als am Boden.
Hoch hinaus!
Für Mutige bietet der Fallschirmclub Remscheid Tandemsprünge mit dem
Fallschirm aus 4000 Meter Höhe an. 199 Euro. Ein Video des Sprungs
kostet 100 Euro extra. Tel: 0171-1850703, www.fsc-remscheid.de
Für Romantische gibt es Rundflüge für zwei Personen im modernen
Propellerflugzeug über Köln, das Bergische oder die Eifel. Ab 199 Euro
bei ACC Aviation Charter Cologne, aus Rösrath. Tel:
02205-919476, www.ac-cologne.com
Für Familien und Gruppen bietet eine Fahrt im Heißluftballon ein
unvergessliches Erlebnis. Beim Waldbröler Aeronautic Team kosten ca. 1,5
Stunden pro Person ab 149 Euro. Tel: 02291-911284.
www.aeronautic.de
Für Preisbewusste bietet der Luftsportverein Wipperfürth Gastflüge mit
dem Segelflieger bereits ab 15 Euro für 10 min. 30 min. Flug auf 700
Meter Höhe kosten 50 Euro und 20 min. Motorflug sind ab 35 Euro zu
haben.
Tel: 02267-880 327. www.edkn.de
Lamatrekking
Sie heißen Alice, Maya oder Pedro und sind eigentlich in den Anden zu Hause. 17 Lamas und zwei Alpakas leben bei Sandra und Bernd Ost auf dem Balsamhof in Reichshof, von wo aus sie mit Gästen auf Wanderschaft gehen. Aber Lamas spucken doch? Ja, aber nur, wenn sie sehr provoziert werden. Und wer eines dieser flauschigen Tiere mit den unglaublich großen Augen am Strick führt, der kann gar nicht anders, als sich von ihrem sanften Gemüt anstecken zu lassen. Sie sind aufmerksame und feinfühlige Begleiter – ausdauernd und ausgeglichen. Beides scheint wie durch einen Zauber auf den Menschen überzuspringen: Zipperlein in Rücken und Knie sind vergessen, Stress sowieso. Selbst Kinder vergessen, wie todlangweilig Wandern mit den Eltern ist.
Die geführten Touren reichen von Spaziergängen, die auch mit Kinderwagen zu bewältigen sind, bis zu mehrstündigen Trekking-Touren. Lamas sind leichtfüßig und auch in schwierigem Gelände trittsicher. Gratis dazu gibt es von Sandra und Bernd Ost viele Geschichten über die Lamas, ihr Wesen, Verhalten, Pflege und Zucht. Einige der Lamas sind bereits auf dem Hof geboren. Einen Schuss Wildheit haben sie jedoch bewahrt; Schmusetiere zum Knuddeln sind sie eher nicht. Dafür aber äußerst liebenswürdig und charmant, und mit ihrem wachen Blick zwischen Wegesrand und Horizont weisen sie ihren menschlichen Begleiter auf manches Detail hin, das diesem alleine entgangen wäre. Unter die Hufe kommen kann man beim Lama-Trekking nicht, denn Lamas laufen leise und wippend auf zwei Zehen.
Zur Hof-Familie gehören auch Pferde, Schafe,
Hunde, Katzen, Enten, Hühner und Kaninchen. Zurzeit steht ein Umzug an,
aber die Wanderungen gehen ohne Einschränkungen weiter. Preisbeispiele:
Zwei Stunden mit bis zu fünf Personen für insgesamt 70 Euro; zwei
Stunden bei über zehn Personen: 10 Euro pro Person. III KG
Info: Sandra Ost, 0171-5058110, www.lamatrekking-oberberg.de
Quelle: Bergischer Bote